...ich wurde verschiedentlich gebeten, die letzte Mail auch in Deutsch zu versenden - hier also die Übersetzung:

Liebe Freunde!


...zunächst möchte ich mich für die überwältigende Unterstützung bedanken, die Ihr alle dieser verrückten Idee Money for Peace gegeben habt; in der sehr kurzen Zeit haben wir einen Verteiler mit über 5.000 Adressen aufgebaut, sehr viel positive Resonanz erhalten und Kontakte zu anderen, auch internationalen, Friedensorganisationen geknüpft.

Unser konkreter Versuch, den ärmeren Ländern im Sicherheitsrat den Rücken zu stärken, hat sich zumindest vorerst erübrigt, nachdem Bush die UN und den Sicherheitsrat nicht für maßgeblich hält.

Es ist beschämend, dass eben diese kleinen und allerärmsten Länder der Welt dem Druck der US-Regierung erfolgreich widerstanden, während die Regierungen einiger verhältnismäßig reicher europäische Länder anscheinend aus Opportunismus diesen Bruch des Völkerrechts und die Unterwanderung der UN unterstützen – gegen die überwältigende Mehrheit ihrer eigenen Bevölkerungen!

Nun, da der verbrecherische Angriffskrieg gegen den Irak begonnen hat, ist es wichtig zu zeigen, dass dies nicht das Ende unseres Widerstandes, sondern vielmehr der Beginn ist.

Wir müssen uns nicht nur gegen diesen verbrecherischen Krieg wehren, sondern auch dagegen, dass die amerikanische, britische und spanische Regierung gegen die UN, gegen das Völkerrecht und die gegen ausdrückliche Meinung der Bürger dieser Welt handeln. Und all das im Namen der Demokratisierung des Iraks!

Hierfür müssen wir alle Möglichkeiten des friedlichen Widerstandes nutzen – uns informieren, organisieren und kreativ auch neue Arten des globalen Widerstands entwickeln.

Bitte schickt uns Eure Meinungen und Ideen an contact@moneyforpeace.org

Bitte nehmt Euch die Zeit und lest den unten angehängten Text und - so er Euch gefällt - leitet diese Mail an Freunde, Bekannte und Kollegen weiter.

Es ist wichtiger denn je, unsere Kräfte zu bündeln, bittet Eure Freunde und Kollegen, sich unserer Initiative anzuschließen, indem sie ihre e-mail Adresse an contribute@moneyforpeace.org senden - wir wissen nicht, was das Bush Regime als nächstes plant, aber wir müssen in der Lage sein zu handeln und zu reagieren.

Wer künftig keine mails mehr erhalten will: einfach eine Mail an nomore@moneyforpeace.org senden.

Pressestimmen und ein Radio-Interview gibt's hier:
http://www.taz.de/pt/2003/03/10/a0083.nf/text
http://www.taz.de/pt/2003/03/10/a0158.nf/text
http://www.moneyforpeace.org/coverage/Interview_945.mp3



...---...


Ja!, unsere Idee Money for Peace mag vielleicht von Beginn an naiv gewesen sein. Aber wie naiv wir wirklich waren und welches Gedankengut das Bush Regime antreibt, haben erst die Entwicklungen der letzten Zeit offenbart: wir haben nicht erwartet, dass die US-Regierung nicht nur die Vereinten Nationen übergeht, sondern sich Bush auf der Azoren-Pressekonferenz sogar erdreistet, den Vereinten Nationen ein 24-Stunden Ultimatum zu stellen "ihren Job zu erledigen. Falls nicht, müssen wir alle einen Schritt zurücktreten und überlegen, wie wir die UN dazu bringen können, ihre Arbeit besser zu machen"

Warum das alles? Warum zieht das Bush Regime voll Freude den Zorn der Menschen dieser Welt auf sich, indem es öffentlich Völkerrecht bricht, den UN Sicherheitsrat übergeht und einen rechtswidrigen Angriffskrieg beginnt? Die offizielle Begründung änderte sich laufend: mal war es der Kampf gegen den internationalen Terrorismus, mal Abrüstung, mal Regimewechsel (wer Saddam's Aufstieg wohl unterstützt hatte?), mal die angeblichen Verbindungen zu Osama bin Laden, mal die Durchsetzung von UN Resolutionen.

Keiner dieser Gründe scheint glaubwürdig:

Selbst das 48-Stunden Ultimatum des Bush Regimes, nachdem Saddam und seine Söhne das Land verlassen müssten, um einen Krieg zu verhindern, war eine Lüge: es wurde erklärt, die US-Truppen würden in jedem Falle einmarschieren.

Ob das Bush Regime seine eigenen Lügen glaubt? Es muss andere Gründe für den Angriff auf den Irak geben.

Hier ist erwähnenswert, dass US Verteidigungsminister Donald Rumsfeld bereits am 11. September 2001 - wenige Stunden nach den Anschlägen auf Pentagon und World Trade Center - Notizen verfasst, die fast ein Jahr später an die Öffentlichkeit gelangen. In diesen Notizen schreibt Rumsfeld er möchte "die beste Info schnell. Urteilen, ob gut genug um S.H. [Saddam Hussein] zur gleichen Zeit anzugreifen. Nicht nur UBL. [Usama bin Laden]. Alles dransetzten. Alle Sachen zusammentragen, ob sie damit zu tun haben oder nicht." [CBS, 9/4/02] Time wird im Mai 2002 berichten, dass Verteidigungsminister Rumsfeld "so entschlossen war, einen Angriffsgrund zu finden, dass er zu 10 verschiedenen Gelegenheiten die CIA beauftragte, Beweise für eine Verbindungen zwischen dem Irak und den Terroranschlägen vom 11. September zu suchen. Die CIA kam wiederholtermaßen mit leeren Händen zurück." [Time, 5/6/02]

Am 17. September 2001 unterschreibt Präsident Bush ein mit "TOP SECRET" gekennzeichnetes Dokument, welches den Plan für einen Afghanistan-Krieg umreißt und das Pentagon damit beauftragt, mit der militärischen Planung für eine Irak-Invasion zu beginnen. Zwei Tage nachdem Bush das Dokument unterschreibt, trifft sich das "Defense Policy Board" - unter Rumsfeld's Anwesenheit - im Pentagon und diskutiert ausführlich die Wichtigkeit, Saddam abzusetzen. In den nächsten 9 Monaten wird der Irak in aller Heimlichkeit zu einem Brennpunkt des US-Krieges gegen Terrorismus [Washington Post, 1/12/02].

Ziemlich offensichtlich wurde der Angriff auf den Irak also schon vor langer Zeit geplant - höchst wahrscheinlich bereits vor dem 11. September (wer würde schon glauben, dass Rumsfelds Wunsch vom 11. September, den Irak anzugreifen, eine spontane Eingebung gewesen wäre?)

Ich möchte mich nicht all zu sehr in unsichere Spekulationen über die "wahren Gründe" dieses unglaublichen Verbrechens verwickeln, aber es scheint offensichtlich, dass die Antwort mit Öl und der strategischen Bedeutung des Irak zu tun hat. Es mag vielleicht nicht der tatsächliche Wert des Öles sein, sondern vielmehr die strategische Bedeutung, es zu kontrollieren. Der folgende Erklärungsversuch ist in den Massenmedien kaum zu finden - bildet Euch Eure Meinung:

Seit dem 6. November 2000 handelt Saddam Hussein sein Öl nicht mehr in Dollar, sondern in Euro. 'Achse-des-Bösen' und OPEC-Mitglied Iran denkt offenbar auch darüber nach: im Laufe 2002 wurde der größte Teil der Zentralbank-Reserven des Iran vom Dollar in den Euro gewechselt. Interessanterweise hat auch das dritte 'Achse-des-Bösen'-Mitglied Nord Korea kürzlich beschlossen, den Dollar fallen zu lassen und seit dem 7. Dezember 2002 begonnen, seinen Handel im Euro zu betreiben. Alles Zufall? Vielleicht...

Aber warum sollte es für die USA wirklich so wichtig sein, in welcher Währung Öl gehandelt wird? Nun; die USA haben ein betrachtliches Staatsdefizit, mit etwa 105000 $ Schulden für jeden ihrer 280 Millionen Bürger sind sie das verschuldetste Land der Welt und werden voraussichtlich im kommenden Jahr ihre Schulden um weitere 1200 $ pro Bürger erhöhen - die Kosten des Krieges nicht eingerechnet! Zur Veranschaulichung: die US-Schulden betragen mehr als das 10fache aller Entwicklungsländer zusammen (einschließlich Russland und China).

Die USA können sich diese unglaublichen Schulden letztlich leisten, weil die gesamte Welt dafür bezahlt: da der Dollar nicht nur für Öl, sondern auch für andere Güter die Weltwährung ist, halten (fast) alle Zentralbanken dieser Welt ihre Bankreserven in Dollar. Mit anderen Worten: die Nationen der Welt müssen sich Dollars kaufen, sei es mit Bargeld oder mit Gütern - wodurch sie die USA finanzieren.

Falls der Öl-Dollar tatsächlich durch den Öl-Euro ersetzt werden würde, würden ebenso andere Güter in Euro gehandelt werden. Dies wiederum würde letztlich dazu führen, dass die internationalen Zentralbankreserven ebenso in den Euro abwandern. Hierdurch würden gigantische Dollarmengen frei, was zu einer dramatischen Abwertung des Dollars und damit zum Ende billiger Importe in die USA führen würde.

Das ist eine extrem gekürzte Zusammenfassung der 24-seitigen Analyse von William Clark, zu finden unter http://www.ratical.org/ratville/CAH/RRiraqWar.html - ich möchte nicht gesagt haben, dass das Dollar-Euro Thema tatsächlich der einzige "wahre Grund" für das Bush Regime sein könnte, Völkerrecht zu brechen, aber es scheint mir doch zumindest beachtenswert zu sein.

Und, falls sich jemand gewundert haben sollte, warum das Bush Regime eine gigantische Weltkarte als Hintergrund für seine Pressekonferenzen zum Irak-Krieg verwendet : einen Eindruck, in welche Richtung sich Bush möglicherweise bewegt, kann man unter http://www.newamericancentury.org/ finden - hier ein paar Ausschnitte:

(...) Das Projekt für das Neue Amerikanische Jahrhundert ist eine gemeinnützige Organisation für Bildung, die sich für einige fundamentale Vorhaben einsetzt: dass amerikanische Führerschaft sowohl für Amerika und die Welt gut ist; dass so eine Führerschaft militärischer Stärke, diplomatischer Energie und Treue zu moralischen Prinzipien bedarf; und dass sich zu wenige politische Führer heutzutage für eine Weltherrschaft einsetzen (...)

(...) Wir wollen uns für eine amerikanische Weltherrschaft einsetzen und dafür Unterstützung gewinnen

(...) Nun, am Ende des 20. Jahrhunderts sind die Vereinigten Staaten die vorherrschende Weltmacht. Nachdem Amerika den Westen im Kalten Krieg zum Sieg geführt hat, steht es nun vor einer Herausforderung und zugleich Gelegenheit: haben die Vereinigten Staaten den Weitblick, auf den Erfolgen der vergangenen Jahrzehnte aufzubauen? Sind die Vereinigten Staaten entschlossen, ein neues Jahrhundert zu formen, das vorteilhaft für amerikanische Prinzipien und Interessen ist?

Wir laufen Gefahr, diese Gelegenheit zu verschwenden und der Herausforderung nicht gerecht zu werden. Wir leben vom Kapital vergangener Regierungen -- sowohl deren militärische Investitionen, als auch deren außenpolitischen Errungenschaften. Kürzungen in Aussenpolitik und Verteidigung, Unaufmerksamkeit zu den Werkzeugen der Staatskunst und wankelmütige Führerschaft machen es zunehmend schwer, den amerikanischen Einfluß in der Welt aufrecht zu erhalten. Ebenso bedrohen die Versprechungen von kurzfristigem kommerziellen Nutzen strategische Überlegungen zu dominieren. Folglich gefährden wir die Fähigkeiten der Nation, vorliegenden Bedrohungen zu begegnen und möglicherweise größeren Herausforderungen der Zukunft zu begegnen. (...)

(...) wir müssen die Verantwortung für Amerikas einzigartige Rolle übernehmen, indem wir eine Weltordnung schützen und ausbauen, die unserer Sicherheit, unserem Wohlstand und unseren Prinzipien freundlich gesinnt ist. (...)

Elliott Abrams, Gary Bauer, William J. Bennett, Jeb Bush, Dick Cheney, Eliot A. Cohen, Midge Decter, Paula Dobriansky, Steve Forbes, Aaron Friedberg, Francis Fukuyama, Frank Gaffney, Fred C. Ikle , Donald Kagan, Zalmay Khalilzad, I. Lewis Libby, Norman Podhoretz, Dan Quayle, Peter W. Rodman, Stephen P. Rosen, Henry S. Rowen, Donald Rumsfeld, Vin Weber, George Weigel, Paul Wolfowitz


Mit besten Grüßen,


Georg Zoche



"Ja, natürlich wollen die Menschen keinen Krieg. Warum sollte auch ein armer Bauer sein Leben riskieren wollen, wenn alles was er dabei gewinnen könnte, darin besteht, in einem Stück auf seinen Bauernhof zurückzukommen. Natürlich wollen die normalen Menschen keinen Krieg; weder in Russland, noch in England oder Amerika und auch nicht in Deutschland. Das ist bekannt. Aber, schliesslich sind es die Führer eines Landes, die die Politik bestimmen und es ist immer einfach die Menschen hinter sich zu bringen, egal ob es sich um eine Demokratie handelt, oder eine faschistische Diktatur, oder ein Parlament oder eine kommunistische Diktatur. Stimme oder nicht, die Menschen können immer dazu gebracht werden, den Führern zu folgen. Das ist einfach. Alles was man dazu tun muss, ist, den Menschen zu erzählen sie würden angegriffen und die Pazifisten beschuldigen, dass es ihnen an Patriotismus mangele und sie das Landes in Gefahr bringen. Das funktioniert in allen Ländern gleich."

Hermann Göring während des Kriegsverbrecherprozesses in Nürnberg, 1946 (Deutsch nach einer englischsprachigen Quelle)




Das letzte Kapitel

(Erich Kästner, 1930)


Am 12. Juli des Jahres 2003
lief folgender Funkspruch rund um die Erde:
daß ein Bombengeschwader der Luftpolizei
die gesamte Menschheit ausrotten werde.

Die Weltregierung, so wurde erklärt, stelle fest,
daß der Plan, endgültig Frieden zu stiften,
sich gar nicht anders verwirklichen läßt,
als alle Beteiligten zu vergiften.

Zu fliehen, wurde erklärt, habe keinen Zweck.
Nicht eine Seele dürfe am Leben bleiben.
Das neue Giftgas krieche in jedes Versteck.
Man habe nicht einmal nötig, sich selbst zu entleiben.

Am 13. Juli flogen von Boston eintausend
mit Gas und Bazillen beladene Flugzeuge fort
und vollbrachten, rund um den Globus sausend,
den von der Weltregierung befohlenen Mord.

Die Menschen krochen winselnd unter die Betten.
Sie stürzten in ihre Keller und in den Wald.
Das Gift hing gelb wie Wolken über den Städten.
Millionen Leichen lagen auf dem Asphalt.

Jeder dachte, er könne dem Tod entgehen.
Keiner entging dem Tod, und die Welt wurde leer.
Das Gift war überall. Es schlich wie auf Zehen.
Es lief die Wüsten entlang. Und es schwamm übers Meer.

Die Menschen lagen gebündelt wie faulende Garben.
Andre hingen wie Puppen zum Fenster heraus.
Die Tiere im Zoo schrien schrecklich, bevor sie starben.
Und langsam löschten die großen Hochöfen aus.

Dampfer schwankten im Meer, beladen mit Toten.
Und weder Weinen noch Lachen war mehr auf der Welt.
Die Flugzeuge irrten, mit tausend toten Piloten,
unter dem Himmel und sanken brennend ins Feld.

Jetzt hatte die Menschheit endlich erreicht, was sie wollte.
Zwar war die Methode nicht ausgesprochen human.
Die Erde war aber endlich still und zufrieden und rollte,
völlig beruhigt, ihre bekannte elliptische Bahn.




Quellen:
http://www.ratical.org/ratville/CAH/RRiraqWar.html
http://208.187.163.46/completetimeline/timelineentiree.htm
http://www.whitehouse.gov/news/releases/2003/03/20030316-3.html
http://www.snopes.com/quotes/goering.htm
http://www.publicintegrity.org/
http://www.newamericancentury.org/
LE MONDE diplomatique - Atlas der Globalisierung, ISBN 3-9806917-6-4